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quo vadis, societas ?

 

( wohin gehst du, Gesellschaft ? )

 

 

 

 

 

Unser Leben ist wertvoll und lebenswert, doch was fangen wir damit an und wo ist unser Respekt vor unserem Dasein und unserer Umgebung geblieben ?

 

Von Hektik und Kurzlebigkeit getrieben hasten wir durch die Zeit;

 

dauerhafte Werte sind immer weniger gefragt. Ethik und Moral wandeln sich bis zur Unkenntkichkeit und materieller Gewinn

 

wird zur Gottheit, der wir täglich Opfer darbringen müssen; nur um dann wiederum mit unendlichem Konsum Ersatzbefriedigung zu betreiben für die Dinge, deren Erfüllung wir nicht mehr erreichen können; die uns abhanden gekommen sind, weil wir uns täglich vor lauter Tempo überschlagen! Dinge wie Liebe, Nähe, Vertrauen, das sichere Gefüge einer intakten Familie und vieles andere. Unsere gesamte soziale Struktur befindet sich im Wandel und schlägt eine

 

beängstigende Richtung ein; nämlich ihre eigene Zerstörung. Eine Gesellschaft, die ihre Alten nicht ehrt, sowie ihnen kein würdiges

 

Lebensende unabhängig vom materiellen Status ermöglicht und die sich

 

ebenso wenig als fähig erweist, sich um die Jungen zu kümmern, respektive ihnen nicht den Weg in eine lebenswerte Zukunft weist und auch die Voraussetzungen dafür schafft, ist nicht nur dekadent, sondern auch extrem kurzsichtig! Wir leben in einer Welt der Leistung

 

und jeder, der aus irgendeinem Grund nicht mehr mithalten kann, zum Beispiel durch eine ernsthafte Erkrankung, ist sehr schnell aus dem Rennen und wird zum sozialen Außenseiter.

 

Können Technikwahn und sich selbst überholender Fortschritt, der sich nach dem Zinseszinsprinzip ständig selbst potenziert, können Konsumterror und künstlich geschaffene Werbewelten denn ersetzen,

 

was wir von Natur aus brauchen? In einer Welt von Singles und Einzelkämpfern widersprechen wir unseren natürlichen Wurzeln, denn  wir sind nicht dazu geschaffen.

 

 

 

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Im alltäglichen Umgang miteinander stumpfen wir immer mehr ab, werden ständig gleichgültiger und massenkonformer.

 

Muß man dieser Entwicklung denn nicht mit aller Entschlossenheit

 

und Konsequenz Paroli bieten !?

 

Müssen wir erst alles wegklonen, was uns wertvoll macht; alles einem elitären Klub von weltweit agierenden Wirtschaftsorganisationen unterordnen, in denen eine einzelne Person schon längst nicht mehr zählt und wo sich der kranke Gedanke von unbegrenztem Wachstum an Macht und Geld schon verselbstständigt hat?

 

Mit Politikern, die nur noch erpressbare Marionetten von Interessengemeinschaften der Wirtschaft und Sklaven ihrer eigenen

 

Existenzängste sind, ist keine Besinnung und kein positiver Wandel möglich! Selbst der von maßlosem Wohlstand der Industriestaaten provozierte weltweite Terrorismus wird instrumentalisiert als Rechtfertigung für Gewalt, die letztendlich auch wieder nur der Wahrung von Macht und Wirtschaftsinteressen dient und welche nur ein Spiegelbild unserer Unfähigkeit zur sinnvollen Entwicklung für alle Beteiligten ist. Öl in´s Feuer schütten statt Brände löschen ?!

 

In einer Zeit, in der niemand mehr bereit ist, wirklich Verantwortung zu tragen und über den Tellerrand seines allzu vergänglichen Daseins hinauszuschauen, sondern jeder nur jetzt und hier leben will, ohne Rücksicht auf Verluste anderer Menschen, ohne Blick auf morgen, in einer solchen Zeit scheint es fast unmöglich, Rückgrat und Weitsicht zu bewahren und damit der Zukunft unserer Gattung eine Chance zu erhalten. Ist denn der Mensch nicht trotz seiner Schwächen und Unvollkommenheiten eines der wahren Wunder der Schöpfung; mit all seiner Individualität, seiner Neugier und seinem Erfindungsdrang; mit seinen Gefühlen und Ängsten, seiner Hoffnung und seiner Fähigkeit zur Liebe ? Haben wir, bzw. unsere Nachkommen denn nicht eine würdigere Zukunft verdient, als uns selbst den Boden unter den Füßen wegzuziehen?

 

quo vadis societas ?           

 

                             Arno - Michael Weber  11. IV. 2004